Wurstsalat
(Für eine Person auf zwei Tage)

  • 1 gutes Fernsehprogramm
  • 1 Sofa
  • 1 Couchtisch
  • 1 Schneidbrett
  • 1 große Schüssel
  • 1 Messer
  • 1 kleine Schüssel
  • 1 Esslöffel
  • 1 Teelöffel
  • 1 Schneebesen
  • 1 Gabel
  • 1 großer Teller
  • 300g Fleischwurst
  • 200g Emmentaler
  • Essig- oder Gewürzgurken
  • eingelegte süße Paprika
  • Zwiebeln
  • Schnittlauch
  • Mineralwasser
  • Essig
  • Öl
  • scharfer Senf
  • Pfeffer
  • Baguette

Vorzugsweise am Wochenende, als das Erste noch nur ARD hieß und Samstags die Sportschau das Highlight der Woche und das Tor des Monats die darauf gestülpte Krönung war, setzte sich mein Vater an den riesigen, selbstgebastelten Couchtisch und schnibbelte seine Interpretation eines Wurstsalates.
Leider ist davon kein Rezept überliefert, also sah ich mich gezwungen die Zubereitung des Wurstsalates aus verschiedenen Rezepten und sich anschließendem Gutdünken zu reproduzieren.

Zuerst musst Du Dir bewusst machen, wo Du Die Verwirklichung Deines Wurstsalates voranzutreiben suchst.
Falls Du alles in der Küche erledigen willst oder irgendeine andere Örtlichkeit dafür wählst, musst Du das Rezept natürlich dementsprechend anpassen. Ich denke nicht, dass Dich das vor Schwierigkeiten stellen sollte.
Für mein favorisiertes und hier beschriebenes Rezept greifst Du Dir in der Küche das Schneidbrett und die große Schüssel. Außerdem das Messer und einige Zutaten.
Da es in dem Rezept nicht auf Geschwindigkeit ankommt und es kaum eine Rolle spielt in welcher Reihenfolge Du die einzelnen Schritte hinter Dich bringst, empfehle ich Dir Ruhe zu bewahren.
Geh im Zweifel einfach zweimal. Allerdings - möchte ich sagen - ist einmal gehen und ordentlich balancieren und jonglieren sehr viel spannender. Besonders wenn einem kurz vor dem Ziel das Gurkenglas vom Brett rutscht und man befürchten muss, dass sich dessen Inhalt nach dem Knall zwischen den Scherben über den Boden verteilt.

Wenn Du alles erfolgreich zusammengesammelt und zum Couchtisch transportiert hast, rate ich Dir kurz in Dich zu gehen und ein angemessenes Fernsehprogramm auszusuchen. Ich persönlich empfehle einen geeigneten Film aus Deiner sicher reichhaltigen Videosammlung. Mein Favorit während der Zubereitung des Wurstsalates ist zur Zeit, also gerade jetzt, also irgendwann in der Vergangenheit "Lucky Number Sleven" - geeignet sind aber auch Formel 1 und Tour de France.
Lass Dir dabei aber auf keinen Fall reinreden - schon garnicht, wenn Du weder Fernsehprogramm noch Videosammlung hast.

Wenn Du Deine Wahl der Berieselung erfolgreich getroffen hast, mach es Dir zum schnibbeln bequem.
Viele - auch mein Vater - neigen dazu, es als bequem zu betrachten, die Zutaten auf dem Schneidbrett zurecht zu schneiden und dann mit dem Messer vom Schneidbrett in die auf dem Tisch platzierte große Schüssel zu wischen.
Ich neige dazu, die Schüssel vor mir auf den Boden zu stellen, um die fertigen Zutaten quasi nur hineinfallen zu lassen.
Wie auch immer kann es nun gut vorbereitet weiter gehen.

Die Wurst muss keine Fleischwurst sein, Du kannst Dir definitiv auch mit der Lyoner im roten Plastikdarm behelfen. Letztlich wollte ich mit meiner Wahl nur etwas Luxus in dieses Essen zaubern.
Diese Wurst sollte aber - egal welche - in dünne etwa zwei bis maximal drei Zentimeter lange Streifen geschnitten werden.
Ebenso danach der Käse.

Um einen Eindruck von der farblichen Zusammensetzung des Salates zu bekommen, empfehle ich Dir die Wurst- und Käsestreifen in der Schüssel ordentlich durcheinander zu mischen.
Bei den folgenden Zutaten - Gurken, Paprika, Zwiebel und Schnittlauch - lasse ich Dich in Hinsicht auf die Menge der einzelnen Bestandteile übrigens weitgehend allein.
Verlier aber nie die farblichen Kontrast aus den Augen - schließlich ist das hier auch eine Kunst.

Also: schneiden, in die Schüssel, mischen, beurteilen, weitermachen - oder aufhören und zur nächsten Zutat.
Mein Vater pflegte übrigens für die Zerkleinerung der Zwiebeln diesen speziellen Hacker zu verwenden. Wer weiß was ich meine, wird auch wissen, wie schwer diese Dinger zu reinigen sind, aber auch, wieviel Spaß es macht darauf herum zu hauen.
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Was bleibt ist die Sauce... oder die Soße? - Mancher würde es vielleicht eher die Marinade nennen.
Dazu gebe ich die Gemütlichkeit kurz auf und schleppe alles zurück in die Küche - dorthin wo Wasser, Essig, Öl, Senf und Pfeffer sind und die kleine Schüssel.
Dass es für die Soße allerdings wirklich Mineralwasser sein muss leuchtet mir nicht ganz ein. Ich habe diese "Marinade" auch schon mit einfachem Leitungswasser gemacht und keinen geschmacklichen Unterschied feststellen können, aber das Mineralwasser ist die einzige "außergewöhnliche" Zutat, an die ich mich vom Rezept meines Vaters her erinnern kann - und schließlich schreibe ich hier zum Erhalt einer Tradition.

In die kleine Schüssel kommen jetzt also zu gleichen Teilen - jeweils 6 Esslöffel sind mein Mantra - das Wasser, der Essig - normaler Weissweinessig ist genau gut - und das Öl. Ich selbst nehme Rapsöl, aber das Sonnenblumenöl aus der Platikflasche ist auch völlig hinreichend, nur Olivenöl geht gar nicht.
Bei Öl und Essig sollte man nicht jeder Mode hinterher rennen.

Bevor Du die Soße durchrührst kommt noch ein teelöffelgrosser Klecks Senf dazu. Hier kann ich nur den guten Amora-Senf empfehlen, aber ein anderer sollte es auch tun - Hauptsache scharf!
Jetzt endlich kannst Du Deinen Schneebesen holen - oder zur Not eine Gabel - und die Soße richtig gut durchmischen.
Am Besten wäre natürlich, wenn Du alles für die Soße vorbereitest und unter ständigem rühren nach und nach zu gibst. Das braucht es aber nicht wirklich

Wenn die - ich möchte sie wieder anders nennen - Marinade soweit fertig ist, kipp sie einfach in die große Schüssel auf die vorhin vor dem Fernseher geschnibbelten Zutaten. Das ganze mit dem Esslöffel und der Gabel kräftig durcheinander bringen. Danach sollte das ganze noch etwas durchziehen. Dazu deckst Du die Schüssel mit einem Teller ab und stellst das ganz kühl. Das "Wo" überlasse ich ganz Dir.

Wenn Du später aufgegessen hast lässt sich die übrige Soße prima mit dem Baguette aufsaugen.

Wohl bekomm's!

 

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