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16.09.01, © J.A.

das world-trade-center ist weg.
was fällt einem dazu noch ein.
zwanzig jahre hab' ich gebraucht, zwanzig jahre, bis ich endlich daran glauben konnte, dass diese beiden häuser in new york überhaupt real sind. ich mein: da baut jemand das höchste gebäude der welt und stellt dann gleich noch 'n zwilling daneben. vollkommen irre.
zwei häuser, die höher sind als jedes andere beschissene haus lang ist, das ich bisher gesehen habe. schon wieder vollkommen irre.
natürlich wurden seit dem bau der beiden türme 1973 auch schon höhere häuser hingestellt, genaugenommen wurde das world-trade-center noch im gleichen jahr vom 20 meter höheren sears-tower übertroffen, aber wen störts.
ich glaube an das world-trade-center, und für mich wird es immer das höchste gebäude der welt bleiben, das symbol für die kraft und die macht der zivilisierten welt.
und jetzt ist es weg...
klingt das betroffen genug?

am 11. september 2001 rasten absolut irre terroristen, getrieben von vollkommen unbegründetem hass gegen die zivilisierte welt im allgemeinen und die usa im besonderen, fixen ideen nachgebend, die ihnen von perversen führern irgendeiner skurrilen, aber streng gläubigen sekte schon mit der muttermilch eingeflösst worden waren, mit zwei flugzeugen, die sie vorher auf brutalste weise mit messern in ihre gewalt gebracht hatten, in das wahrzeichen des modernen, die welt vereinenden kapitalismus. ein weiteres flugzeug entführten sie um damit wie mit einem dolch in das herz des die zivilisierte welt umspannenden verteidigungssystems zu stossen, bis zum heft in die brust.
und das war ihnen immer noch nicht genug. so besassen sie zu allem überfluss ausserdem die dreistigkeit, mit einem vierten flugzeug das wichtigste und eigentlich einzige wirkliche feriendomizil der bekannten welt anzufliegen, in dem versuch es für immer von dieser erde zu tilgen. doch es ist der zivilcourage der passagiere des entführten flugzeugs zu danken, dass sie unter aufopferung ihres lebens diesen besonders zu missbilligenden versuch, dem amerikanischen präsidenten sein leben schwer zu machen, vereiteln konnten.
diese passagiere sind nun wahrlich die ersten helden des sich abzeichnenden und von jedem auf der welt sehnlich herbeigesehnten kreuzzuges gegen den terror.

der in letzter zeit oft so genannte "terror-krieg gegen die zivilisierte welt" zeigt deutlicher als der kalte krieg in den achtziger jahren - und nur von dem kann ich aus eigener erfahrung sprechen - die arroganz der westlichen, dem ideal einer freien demokratie nachlaufenden welt: hier wir, dort der rest.
damals wurde die demokratie als der himmel auf erden gegenüber der kommunistischen bedrohung aus dem osten betrachtet, aber es wurden äpfel mit birnen verglichen. die viel zitierte bedrohung für die freie welt bestand nicht im kommunismus, sondern höchstens in der diktatur, mit der dieser real umgesetzt werden sollte.
marx und engels hofften auf die einsicht des arbeitenden volkes, auf die revolution der arbeiterschicht. nun gut, die revolution kam, aber angeführt von einem theoretiker und später pervertiert von dem zweiten grossen diktator.
die revolution hin zum kommunismus war eine totgeburt, von beginn an, denn schon damals wurden äpfel mit birnen verglichen.

in einer gesellschaft geht es immer um das individuum und vor allem um die grundsätze dieses einzelnen menschen, also schlicht darum, was der einzelne bereit ist, in die gesellschaft, in der er lebt, einzubringen. darauf fusst auch die aussage kennedys "fragt nicht, was der staat für euch tun kann, sondern was ihr für den staat tun könnt".
diese aussage hätte gegebenenfalls auch ein führer des real existierenden kommunismus treffen können, nur hätte er eben damit zugegeben, dass eine staatlich organisierte grundordnung überhalb des kommunismus existiert, und genau hier liegen apfel und birne begraben.
es geht um die gesellschaftliche grundordnung, die auf den kommunismus aufbaut. im kommunismus muss diese grundordnung die anarchie sein.
das wirtschaftssystem kommunismus baut auf den willen des einzelnen, die gesellschaft ohne vorbehalte zu unterstützen, dies tut er in der sicheren gewissheit, dass er selbst ein gleicher unter gleichen ist. diese gewissheit kann das individuum nur aus der gesellschaftlichen grundordnung des anarchismus beziehen. anarchie setzt - und das ist die leidige theorie - die einsicht des einzelnen, das dem einzelnen innewohnende verständnis für die grossen drei gewalten voraus - ein idealfall, der praktisch leider nie reproduzierbar sein wird, höchstens in einer genetisch begründeten gleichheit der individuen.
kommunismus ist also ein einer gesellschaft zugrunde liegendes wirtschaftssystem, das eine bestimmte gesellschaftliche grundordnung voraussetzt.
genauso wie dem kommunismus kann auch auf dem wirtschaftssystem kapitalismus nur eine bestimmte gesellschaftsordnung aufbauen: das recht des stärkeren.
dieses im chaos begründete recht des stärkeren ist eben auch die stärke des kapitalismus, oder vielmehr die stärke des in ihm wohnenden und sich in ihm heimisch fühlenden starken.
"der vorteil der klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann"
genauso liegt im kapitalismus der vorteil der eigenen stärke darin, dass entweder der starke sich selbst als schwach oder zumindest - was doch noch viel mehr wiegt - den schwachen als stark hinstellen kann.
das einfachste mittel, dem schwachen stärke zu suggerieren, besteht in der wahl der richtigen scheinbefugnisse, die diesem übertragen werden. am wichtigsten ist der gedanke der mitbestimmung. vor diesem hintergrund bietet die demokratie die weitreichendsten möglichkeiten, dem volk eine eigene, ihm innewohnende macht vor augen zu halten. durch die möglichkeit, eine potentielle regierung wählen zu können wird ausserdem die aufmerksamkeit des volkes abgelenkt von der einzigen wirklich relevanten macht, die die breite masse im kapitalismus ausüben kann: die macht des nachfragers. das die masse diese macht nicht wahrnimmt hat denn auch zur folge, dass das angebot die nachfrage bestimmen kann.
selbst wenn es einige ausnahmefälle gibt, in denen vereinzelte boykotte das verhalten der konzerne beeinflussen, währt diese zeit der besinnung nie besonders lang.

hier kommt die wichtigste gewalt des modernen kapitalismus zum tragen: die medien. ablenkung pur: werbung, die die konsumsucht und damit die abhängigkeit vom geld anheizt, ratespiele und lotterien, die den weg zum schnellen, leicht verdienten geld weisen, showformate, die jedem die möglichkeit bieten berühmt zu werden: lieber einen peinlichen auftritt, als überhaupt keinen.
der schwache bekommt die chance zur selbstdarstellung: aus jeder strassenbefragung wird ein bekenntnis der eigenen lebensweisheit.
ich bin ein star, und morgen sind wir alle tot.

"ich hab's im fernsehn gesehn!"
der mensch glaubt an das, was er sieht, und wenn er es im fernseher sieht, hat er es gesehen und glaubt daran.
genauso glaubt der bürger der westlichen, zivilisierten welt an seine eigene individuelle freiheit, die er doch uneingeschränkt ausleben kann - auch sie immer wieder propagiert von den rufern hinter der mattscheibe.

und diese freiheit ist nun angegriffen worden, von menschen, die man als mensch nicht als menschen bezeichnen kann.
wir sind betroffen.

irgendwann kamen gerüchte auf, das roosevelt von dem japanischen angriff auf pearl harbor gewusst haben soll. die regierung der vereinigten staaten habe in kauf genommen, dass soldaten und zivilisten sterben, um so zu erreichen, dass das volk aufsteht und nach krieg ruft: "niemand bedroht meine freiheit!"

im world-trade-center sind wohl einige tausend zivilisten getötet worden, und jeder verurteilte diesen sinnlosen akt der gewalt. betroffenheit allenthalben. wir bieten den vereinigten staaten unsere uneingeschränkte unterstützung. die werden den täter schon finden und ihn mores lehren. so geht man mit uns nicht um.
mit der beweiskraft ihrer lauten stimme klagen die usa den arabischen bauunternehmer bin laden an, der drahtzieher hinter diesem heimtückischen angriff zu sein. sie klagen an und vor allen dingen verurteilen sie und am schluss wird vollstreckt.
wir bieten den vereinigten staaten unsere uneingeschränkte unterstützung: wir sind betroffen.
wer sich trotzdem über irgendetwas freut wird erschossen.

schweigeminute...

das leben kann so grausam sein...
zur falschen zeit am falschen ort und schon bist du tot...
gab es so etwas nicht schon immer?
man muss nicht einmal sehr weit fahren um das miterleben zu dürfen: gross britannien, spanien, frankreich. vor etwas mehr als fünfundzwanzig jahren haben die deutschen noch in die kamera geblökt: "auf der flucht erschiessen! auf der flucht erschiessen!"
wo bleibt da die betroffenheit? wo sind die kerzen?

alles muss grösser, schneller, lauter sein - und härter. deshalb reicht es nicht mehr mit steinen zu schmeissen, deshalb reicht ein attentäter mit einer lage dynamit um den bauch, bereit sein eigenes leben zu lassen für einen moment aufmerksamkeit, nicht mehr, auch eine autobombe, die ein gebäude derart beschädigt, dass die statik nicht mehr gewährleistet ist, und hundert menschen verletzt, wird nicht mehr wahrgenommen.
was also bleibt? alles muss grösser werden, alles schneller, alles lauter und vor allem: alles muss härter werden.
wer im lärm lebt hört nichts mehr, und wer nicht hört muss fühlen.
betroffenheit? gedanken an die opfer?
der terrorkrieg wurde in die zivilisierte welt getragen, er wird nicht mehr geführt in einer entlegenen wüste, im balkan, in irgendwelchen bergdörfern. die grösse der tat, ihr schieres ausmass hat die menschen - und besonders natürlich die vereinigten staaten, in denen es, abgesehen von ein paar scharmützeln mit terroristischen indianern, seit dem grossen bruderkampf keine kriegerischen auseinandersetzungen mehr gab - an ihre eigene angreifbarkeit erinnert und eben daran, dass irgendwann - mitunter schneller als einem lieb ist - der onkel mit der sichel kommt.
trauer ist immer selbstmitleid. man kann sich darin suhlen oder voll leidenschaft gegen die trauer und ihre ursachen ankämpfen.
wir bieten den vereinigten staaten unsere uneingeschränkte unterstützung: wir sind betroffen.

die anderen möglichkeiten in diesem fall liegen in der wahl, den terror und den mit ihm verbundenen krieg zu bekämpfen oder die terroristen zu bekämpfen.
das amerikanische volk will was sehen für sein geld, und schon schreit es nach krieg, immerhin neunzig prozent.
die haben zivilisten getötet. so etwas tut man nicht.
niemand darf so unvorbereitet sterben. darum haben siebzig prozent des amerikanischen volkes auch deutlich zu verstehen gegeben, dass sie bei einem gegenschlag auch tote zivilisten auf der gegenseite in kauf nehmen würden.
wir triefen weiter vor betroffenheit. wir bieten den vereinigten staaten unsere uneingeschränkte unterstützung.
schnell noch eine kerze raus, vielleicht wird dann wieder alles gut.
ach wie schön, den amerikanern geht's schon wieder besser: sie zelebrieren ihre miss-wahlen.
brot und spiele.

bin laden sitzt in afghanistan, einem land, das regiert wird von einer gruppe von fanatikern, deren einstellung und auffassungen - wie bei so vielen fanatikern - wenig toleranz für andere ansichten lassen. islamische fundamentalisten.
ein feindbild, wie es sich nicht besser präsentieren könnte, wie gemacht.
die muselmänner haben schon christliche kirchen geschändet, als die christen noch zaghaft versuchten, die armen heiden in amerika auf den weg des rechten glaubens zu bringen.
der islam? alles araber, und die fanatischen tragen rauschebärte.

gab es nicht schon einmal eine religiöse gruppe, die man auch als volk und rasse betrachtete und auch deshalb verfolgte weil man eigentlich nichts von ihnen wusste?
wenn ich richtig informiert bin gab und gibt es in dieser gruppe ebenfalls einen hang zu rauschebärten.
man kann natürlich einwenden, dass diese gruppe den zorn des volkes nicht deshalb auf sich zog, weil sie das world-trade-center zum einsturz gebracht hatte, aber immerhin war es diese gruppe, die den reichstag angesteckt hatte.
war's nicht so?
ich weiss: der reichstagsbrand wurde den kommunisten in die schuhe geschoben, aber auch die tragen gerne rauschebärte, zumindest eines der gründungsmitglieder.
feindbilder müssen gefunden werden, und sie liegen auf der strasse.
zudem dreht bin laden so ein ding doch nicht allein. er hatte helfer, mitwisser, araber. die jagd kann beginnen.
jeder wusste, muss also verfolgt und bestraft werden.
bin laden könnte sich mit seinen leuten im weissen haus aufbauen und sich selbst richten. was dann?
die vereinigten staaten wollen diesen krieg, und deshalb könnten die taliban alles mögliche und unmögliche machen, um sich aus der sackgasse zu befreien, nutzen würde es nichts. es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig als den krieg anzunehmen und zu einem heiligen krieg zu machen, um so wenigstens noch einen hauch unterstützung zu bekommen.
um die möglichkeit die masse aufzustacheln wissen eben nicht nur die von den medien unterstützten starken marionetten des kapitalismus, sondern jeder, der fanatisch daran glaubt der starke in einem idealen system zu sein.

"krieg ist die fortführung der politik mit anderen mitteln".
der blut-und-eisen-mann war derjenige, der darauf hinwies, dass ein krieg auf einfache weise von innenpolitischen problemen ablenkt.
schon hat die situation erste früchte getragen - schliesslich bieten wir den vereinigten staaten unsere uneingeschränkte unterstützung.
scharping ist erst einmal aus dem schneider und von fischers reise nach südafrika war sowieso keine rede mehr.
wer würde sich jetzt noch über die mutigen vielflieger erregen?
auch die schuld an der durch die zerstörung des kapitalistischen zentrums verursachten rezension kann man nun getrost den terroristen in die schuhe schieben und muss nicht mehr daran denken, dass sich die flaute sowieso schon am horizont abzeichnete.
george w. bush, über den es schon im ersten monat seiner amtszeit mehr dumme witze gab als über alle präsidenten vor ihm zusammen, kann sich nun sonnen im image des harten burschen, der sein volk zusammenhält.
vergessen die merkwürdigen diskussionen und praktiken bei den stimmenauszählungen zu seiner wahl, vergessen sein elefantendasein.
hier kommt der mann, der amerika im kampf vereint.

und merkwürdigerweise muss dieser kampf in afghanistan ausgetragen werden, woran sich schon die russen zehn jahre lang die zähne ausgebissen haben.
aber mal ehrlich: wäre das nicht ein toller standort für ein paar kleine amerikanische militärbasen.
lauter illustre nachbarn: russland, china, iran, natürlich auch der irak zum greifen nahe und im süden die pubertären atommächte pakistan und indien.
wie war das damals im irak: bombenwetter und strahlender sonnenschein.
ich sag nur: viel spass beim besetzen und alles gut unter kontrolle.
die polizei ist wieder wer: richter und henker.

aber vielleicht... vielleicht ist das ganze auch nur ein geschicktes täuschungsmanöver letztlich mit dem ziel, die immer noch in afghanistan gefangenen entwicklungshelfer zu befreien - oder sind die auch schon tot?
wäre noch ein grund mehr für einen guten kreuzzug.

zum abschluss muss aber auch klar gestellt werden, dass es auch menschen gibt, die durch diese untaten extreme nachteile in kauf nehmen mussten und müssen.
als erste natürlich die opfer.
dann wären da aber noch, einmal abgesehen von jedem anderen araber, besonders von denen, die in unserer zivilisierten welt leben und besonders für die mit bärten, die palästinenser, für die das ganze nicht dümmer hätte laufen können.
wenn dazu cnn noch bilder von ihren nach dem anschlag jubelnden kindern zeigt, bietet das wirklich kein gutes bild in der öffentlichkeit. so etwas bringt enormen druck. und druck ausüben können die israelis ziemlich gut.
nur komisch, das diese bilder der jubelnden kinder, mehreren zaghaften stimmen zufolge, verdächtig ähnlich aussehen wie die, die man nach der befreiung kuwaits durch die usa zu sehen bekam.

aber so etwas ist doch unvorstellbar?
nein... so was würde nicht passieren. niemals.

eine weitere kleine frage muss natürlich auch noch gestellt werden.
was macht sich eigentlich besser:
wenn in einem flugzeug, das von verrückten, heimtückischen, feigen, gemeingefährlichen terroristen entführt wird, die heldenhaften amerikanischen passagieren widerstand leisten, oder wenn so ein entführtes flugzeug mit zahlreichen amerikanischen passagieren an bord von einer hinterher fliegenden f-15 abgeschossen wird?